Zauberhafte Unterhaltung: WAZ vom 31.12.2014
Einen großen Koffer mit Utensilien braucht er nicht: „Hab’ alles am Mann.“ Auch die Frage nach Frack und Zylinder lässt ihn schmunzeln. Zauberer, das ist schnell klar, sind heute meist eher leger unterwegs – für ihr Handwerk allerdings gilt immer noch, was eh und je galt: Vor allem das, was so locker und leicht aussieht, braucht mitunter jahrelange Übung, bis es den Grad von Perfektion erreicht, den Goran Dujic seinen Zuschauern bieten möchte. Seit gut vier Jahren gehört der Sterkrader dem Magischen Zirkel Oberhausen/Duisburg an – und auf der Visitenkarte des 34-Jährigen steht inzwischen nicht mehr „Versicherungskaufmann“, sondern „Zauberkünstler“.
Eine Münze für die kleine Nichte
Dabei gehört Goran Dujic nicht zu denen, die schon als Kind „Zauberkasten“ ganz oben auf ihrem Wunschzettel stehen hatten: „Ich bin erst als junger Erwachsener zum Zaubern gekommen. Das fing mit meiner kleinen Nichte an: Wenn sie unruhig wurde, hab ich eine Münze für sie hervorgezaubert – eine kleine Illusion, an der sie viel Spaß hatte.“ Aber kleine Nichten werden größer – und anspruchsvoller: „Kannst du auch was anderes?“ habe sie dann irgendwann keck gefragt. „Das hat mich natürlich angespornt.“ Etwa Mitte 20 sei er da gewesen und habe sich ins Vorweihnachtsgetümmel gestürzt, um einen Zauberkasten zu erstehen, seinen ersten.
„Ich habe mir selber viel beigebracht, aber dann festgestellt, dass man ohne professionelle Hilfe schnell an sein Limit kommt, sich nicht mehr gut weiterentwickeln kann.“ Schon bald folgte für den Zauberlehrling deshalb ein „richtiges“ Magierseminar in Düsseldorf: Der immerhin schon ein paar Hundert Euro teure Lehrgang habe dann noch mal einen Schub bewirkt – so, dass fortan nicht mehr ausschließlich Damen im Vorschulalter gefesselt waren: „Meine damalige Freundin war fasziniert und hat komplett erstaunt geguckt. Da hab ich Blut geleckt und mich immer weiter hineingesteigert.“
Die Freundin von damals ist inzwischen seine Ehefrau – und noch immer die erste, die neue Kunststücke zu sehen bekommt, als Feuerprobe, sozusagen: Wenn er in ihren Augen die Überraschung entdeckt, die gewünschte Verblüffung, dann weiß Goran Dujic, dass ein Kunststück funktioniert: „Das Staunen in den Augen des anderen zu sehen – das ist es, was einen antreibt. Das ist fast wie eine Sucht, davon kann man nicht genug bekommen“, versucht Goran Dujic zu beschreiben, was für ihn die Faszination ausmacht.
Bis zu drei Auftritte pro Tag
Gut gebucht sei er inzwischen das ganze Jahr über: Firmenfeiern, Sommerfeste, Straßenfeste, Messen – und natürlich Weihnachtsfeiern: „Ab Oktober ist Jahresendspurt. Da wird’s richtig heftig.“ Teilweise drei Auftritte hat er pro Tag und nicht selten führt ihn sein Job durch die komplette Republik. Am heutigen Silvesterabend wird er in der Skihalle Neuss für VIP-Gäste zaubern: „Da freu ich mich schon drauf.“
Aber spätestens um Mitternacht, da will er wieder zu Hause in Oberhausen sein, bei seiner Frau und seinem acht Monate alten Sohn. Schließlich ist es der erste Jahreswechsel als junge Familie. Und dem wohnt ganz sicher auch ein besonderer Zauber inne.